Über lange Zeit hinweg wurden die Vereinigten Staaten von weißen angelsächsischen Protestanten regiert.
Noch vor 50 Jahren passten der Präsident und der Vizepräsident, die meisten Kabinettsmitglieder und praktisch alle Richter des Obersten Gerichtshofs, die große Mehrheit der CEOs aus der Fortune 500-Liste und die Präsidenten der Ivy-League-Universitäten in dieses Muster. Selbst wenn man die damals gängige, enge Definition dessen anlegt, was einen WASP ausmacht, gehörte ein beträchtlicher Teil der einflussreichsten Amerikaner zu dieser Gruppe: Sie stammten aus alteingesessenen Familien, die ihre Wurzeln bis zu den ersten Siedlern des Kontinents zurückverfolgen konnten, lebten in Hochburgen der traditionellen Elite wie Beacon Hill in Boston, den wohlhabenden Gegenden von Connecticut oder den „Main Line“-Vororten von Philadelphia – und schickten ihre Kinder auf angesehene Elite-Internate wie Groton, Andover oder St. Paul’s, die gezielt auf ein Studium an renommierten Universitäten vorbereiten.
Als ich vor weniger als zwei Jahrzehnten in die USA kam, war die Vorstellung weit verbreitet, dass WASPs das Land im Kern immer noch regierten – und sie war nicht unbegründet. In der Politik stellten sie den Präsidenten, den Vizepräsidenten, den Finanzminister, den Innenminister, sowohl den Mehrheits- sowie Minderheitsvertreter im Senat und mindestens ein gutes Dutzend Senatoren. Drei der neun Richter am Obersten Gerichtshof waren WASPs, ebenso wie drei der fünf CEOs der größten börsennotierten Unternehmen.
Seitdem ist der Einfluss der WASPs auf das amerikanische Leben – weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit – dramatisch eingebrochen. Weiße Protestanten machen immer noch einen großen Teil der Bevölkerung aus und sind wahrscheinlich nach wie vor überdurchschnittlich vertreten unter den Millionen Amerikanern, die ein gutes Einkommen haben und hohes Ansehen in ihren lokalen Gemeinschaften genießen. Doch die rund zehn Millionen Amerikaner, die im engeren Sinne als WASPs gelten – also aus alteingesessenen Elitefamilien stammen, deren Wurzeln bis in die Kolonialzeit reichen – sind aus dem öffentlichen Leben praktisch verschwunden. Im Kabinett oder am Obersten Gerichtshof sind sie kaum noch vertreten, ebenso wenig unter den CEOs der größten Konzerne, den Präsidenten der renommiertesten Universitäten oder den jüngsten Gewinnern der Oscars und des National Book Award.
Auf den ersten Blick könnte es so wirken, als hätte die neue Regierung diese Entwicklung rückgängig gemacht – schließlich sind sowohl Donald Trump als auch viele seiner engsten Verbündeten weiße Protestanten. Doch bei genauerem Hinsehen trifft eher das Gegenteil zu. Weder Trump noch jemand aus seinem inneren Kreis ist ein WASP in dem Sinne, wie Amerikaner diesen Begriff bis vor Kurzem verstanden hätten. Tatsächlich hilft die Erkenntnis, dass sie eine bewusste Rebellion gegen die traditionelle WASP-Elite und alles, wofür sie stand, verkörpern, dabei, zentrale Aspekte dieser Regierung zu verstehen.
Edward Digby Baltzell wurde in die traditionelle amerikanische Elite hineingeboren. Aufgewachsen in Chestnut Hill, einem wohlhabenden Viertel von Philadelphia, war er ein weißer Episkopaler aus einer alten Geldadel-Familie und besuchte mit St. Paul’s eines der führenden Internate des Landes.
Doch die Umstände seiner frühen Jahre gaben ihm auch eine Ahnung davon, was es heißt, von außen auf das Machtzentrum zu blicken. Sein Vater verlor wegen Alkoholismus seinen Job und wurde später wegen Versicherungsbetrugs verhaftet. Während seines Studiums an der University of Pennsylvania musste Baltzell zeitweise aus finanziellen Gründen abbrechen.
So begann sein Interesse an den Mechanismen der amerikanischen Elite: Wer gehörte dazu, und wer nicht? Wer hatte Einfluss, ohne ihn sich verdient zu haben – und wer verdiente ihn sich, ohne ihn zu bekommen? Er promovierte in Soziologie an der Columbia University, kehrte als Professor an seine Alma Mater zurück und wurde einer der führenden Experten für die amerikanische Oberschicht.
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Die Vereinigten Staaten, so argumentierte Baltzell in seinem einflussreichsten Buch The Protestant Establishment (1964), wurden lange Zeit von einer erblichen Elite regiert. Es war nicht nur so, dass praktisch jeder Präsident, die meisten CEOs großer Unternehmen und viele Leiter angesehener Kulturinstitutionen zufällig weiß, angelsächsisch und protestantisch waren – sie stammten aus Familien, die ihre Wurzeln bis zu den Pilgern zurückverfolgen konnten, die im 17. oder 18. Jahrhundert ins Land gekommen waren. Um genau diese kleine Gruppe zu beschreiben, prägte Baltzell ein Akronym, das seitdem in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist: Amerika, so behauptete er, werde von „WASPs“ regiert.
Doch während andere Gruppen nach mehr Einfluss strebten, geriet die Dominanz der WASPs in eine Krise. Eine echte Aristokratie, so Baltzell, öffne sich für die Talentiertesten und ermögliche es auch Menschen ohne die richtigen Verbindungen, an die Spitze der Gesellschaft aufzusteigen. Die WASPs hingegen waren zu einer geschlossenen Kaste geworden – einer, die talentierte Minderheiten von Juden über irischstämmige Amerikaner bis hin zu Afroamerikanern systematisch ausschloss. „Eine Krise der moralischen Autorität hat sich im modernen Amerika entwickelt – vor allem, weil das weiß-angelsächsisch-protestantische Establishment nicht willens oder nicht in der Lage ist, seine Traditionen der Oberschicht zu teilen und zu verbessern, indem es kontinuierlich talentierte und herausragende Vertreter von Minderheiten in seine privilegierten Reihen aufnimmt.“
Baltzell verglich die Situation mit der französischen Elite des 18. Jahrhunderts. Entweder würde sich die amerikanische Oberschicht für neue Mitglieder öffnen – oder sich als abgeschottete Kaste weiter an der Macht halten und ein zunehmend nicht funktionierendes Land regieren. Doch er bezweifelte, dass die WASP-Elite zur Selbstreform fähig sein würde: „Die große Mehrheit der alteingesessenen Aristokraten konzentrierte sich, ganz nach den Kastenidealen des Ancien Régime in Frankreich, auf den Schutz ihrer Privilegien“, warnte er.
Aus heutiger Sicht scheint klar, dass Baltzell zu pessimistisch war. Gerade in dem Moment, in dem er beschrieb, wie undurchdringlich die WASP-Kaste geworden sei, begann ihr Einfluss auf die amerikanische Gesellschaft bereits zu bröckeln.
In einer von Shirley Jacksons berühmten Kurzgeschichten lernen sich zwei Frauen durch die Freundschaft ihrer Söhne kennen – amerikanische Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg Seite an Seite kämpfen. Mrs. Friedman, die Mutter eines der Soldaten, macht einen Überraschungsbesuch bei Mrs. Concord, der Mutter des anderen.
Zunächst verbindet die beiden Frauen die Bewunderung für ihre Söhne. Doch nach und nach wird klar, dass Mrs. Concord Mrs. Friedman nicht als ihresgleichen akzeptiert. Als die Besucherin vorschlägt, dass der Sohn ihrer Gastgeberin, ein angehender Jurist, eines Tages mit ihrem eigenen Mann, einem Partner bei Grunewald, Friedman & White, zusammenarbeiten könnte, wird sie kühl abgewiesen.
„Das ist wirklich sehr nett von Ihnen“, sagte Mrs. Concord. „Charles wird es bestimmt bedauern, wenn ich es ihm erzähle. Aber wissen Sie, es war eigentlich immer vorgesehen, dass er mit Charles Satterthwaite zusammenarbeitet – dem ältesten Freund meines Mannes. Satterthwaite & Ferguson.“
„Ich glaube, Mr. Friedman kennt die Kanzlei“, sagte Mrs. Friedman.
„Eine altehrwürdige Kanzlei“, sagte Mrs. Concord. „Der Großvater meines Mannes war früher Partner dort.“
Als Baltzell zwei Jahrzehnte nach Erscheinen dieser Kurzgeschichte sein Buch über die protestantische Elite Amerikas schrieb, spiegelte dieser fiktive Dialog noch eine soziale Realität wider, die nahezu unumstößlich schien. WASPs wie Mrs. Concord wollten keine Juden wie Mrs. Friedman als gesellschaftliche Gleichgestellte akzeptieren – und sie zögerten sogar, ihnen eine Anstellung in einer „altehrwürdigen Kanzlei“ wie Satterthwaite & Ferguson zu bieten. (Gleiches galt übrigens für Katholiken oder Protestanten aus der Arbeiterklasse – ganz zu schweigen von Latinos oder Afroamerikanern.)
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Doch als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging und die Soldaten nach Hause zurückkehrten, begann sich dieser Zustand zu verändern. Langsam, aber unaufhaltsam öffneten sich in Amerika die Türen zu neuen Möglichkeiten. Die Ivy-League-Universitäten schafften ihre jüdischen Quoten ab. Ein Katholik wurde Präsident der Vereinigten Staaten, gefolgt von einer Reihe protestantischer Präsidenten, deren bescheidene Herkunft Mrs. Concord vermutlich schockiert hätte. Schließlich erhielten sogar ethnische Minderheiten Zugang zu den höchsten Rängen der Gesellschaft – Amerikas Elite wurde allmählich vielfältiger.
Bis zum späten 20. Jahrhundert war die subtile Diskriminierung, die Jacksons Kurzgeschichte schildert, weitgehend verschwunden. Die soziale Kluft zwischen Amerikas traditioneller Elite und dem Rest der Bevölkerung wurde mit jedem Jahr kleiner. Dann vollzog sich eine noch tiefgreifendere Veränderung. Das Bemerkenswerte an den USA im Jahr 2025 ist nicht nur, dass die Nachkommen von Mrs. Concord die Nachkommen von Mrs. Friedman nicht mehr als gesellschaftlich minderwertig betrachten würden – es ist, dass die alte WASP-Elite so sehr entmachtet wurde, dass diese soziale Akzeptanz gar nicht mehr in ihrer Macht liegt, zu gewähren oder zu verweigern.
Der Niedergang der WASP-Dominanz vollzog sich so schleichend, dass er – abgesehen von gelegentlichen Erwähnungen durch Soziologen oder Zeitungskolumnisten – kaum ins öffentliche Bewusstsein drang. Doch ein Blick auf die höchsten Ebenen der amerikanischen Gesellschaft zeigt einen regelrechten Niedergang ihres Einflusses – es gibt wohl keine andere traditionell dominante soziale Gruppe, die unter friedlichen Umständen in vergleichbarem Ausmaß an Bedeutung verloren hat.
Ein Beispiel ist der Oberste Gerichtshof, einst eine Bastion der alten Elite. Von den neun aktuellen Richtern sind zwei schwarz (Clarence Thomas und Ketanji Brown Jackson), einer hispanischer Herkunft (Sonia Sotomayor) und einer jüdisch (Elena Kagan). Von den übrigen fünf Richtern sind vier katholisch (John Roberts, Samuel Alito, Brett Kavanaugh und Amy Coney Barrett). Der einzige Richter mit überwiegend angelsächsischen Wurzeln ist Neil Gorsuch – und selbst er passt nicht ganz in das klassische Bild der alten WASP-Elite. Anstatt ein protestantischer Aristokrat aus Connecticut zu sein, wuchs er als Katholik in einer Familie mit tiefen Wurzeln in Colorado auf und konvertierte erst später zum Episkopalismus.
Die Geschäftswelt hat einen ähnlichen Wandel durchgemacht. Von den zehn amerikanischen Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung haben vier asiatisch-amerikanische CEOs (Jensen Huang, Satya Nadella, Sundar Pichai und Hock E. Tan), zwei jüdische CEOs (Andy Jassy und Mark Zuckerberg) und einen CEO, der in Südafrika geboren und aufgewachsen ist (Elon Musk). Von den übrigen drei CEOs hat einer irische Wurzeln und wurde als Southern Baptist in Mobile, Alabama, erzogen (Tim Cook); die anderen beiden (Warren Buffett und David Ricks) stammen aus Familien im Mittleren Westen mit gemischter Abstammung, die zwar protestantisch waren, aber geografisch und sozioökonomisch weit entfernt von den Elitefamilien sind, die Baltzell untersuchte.
Auch in der Politik hat die Zahl der WASPs drastisch abgenommen. Nehmen wir den aktuellen US-Kongress: Weder John Thune, der Mehrheitsführer im Senat, dessen Wurzeln überwiegend norwegisch und deutsch sind, noch Chuck Schumer, der jüdisch ist, gelten als WASPs. Das gleiche Bild zeigt sich im Repräsentantenhaus. Steve Scalise, der Mehrheitsführer, ist katholisch, während Hakeem Jeffries, der Minderheitsführer, Afroamerikaner ist. Bleibt noch Mike Johnson, der Sprecher des Repräsentantenhauses: Zwar ist er ein weißer Protestant mit teilweise englischer Abstammung, aber seine Wurzeln in Louisiana, seine Erziehung als Southern Baptist und der bescheidene sozioökonomische Status seiner Eltern machen es schwer, ihn als WASP im klassischen Sinne zu bezeichnen – ein George Herbert Walker Bush ist er jedenfalls nicht.
Auf Präsidentenebene wurde der Niedergang der WASPs unter Joe Biden (einem Katholiken) besonders deutlich. Von seinen fünfzehn Kabinettssekretären und vier kabinettgleichen Ernennungen waren fünf schwarz (Kamala Harris, Lloyd Austin, Marcia Fudge, Linda Thomas-Greenfield, Michael Regan), drei Latino (Xavier Becerra, Miguel Cardona, Alejandro Mayorkas), drei jüdisch (Anthony Blinken, Janet Yellen, Merrick Garland)1, zwei asiatisch-amerikanisch (Julie Su, Katherine Tai) und eine indigener Herkunft (Deb Haaland). Von den verbleibenden fünf waren vier katholisch (Tom Vilsack, Gina Raimondo, Jennifer Granholm und Denis McDonough). Der einzige weiße Protestant im gesamten Kabinett, Pete Buttigieg, wuchs im Mittleren Westen als Sohn eines katholischen Professors an der Notre Dame auf und konvertierte erst als Erwachsener zum Episkopalismus.
Oberflächlich betrachtet könnte die Trump-Regierung wie eine Rückkehr zu einer Zeit erscheinen, in der WASPs eine größere Rolle spielten. Tatsächlich ist es richtig, dass unter Trump – angefangen beim Präsidenten selbst – weiße Protestanten wieder deutlich mehr Einfluss haben als unter Biden. Je nach Zählweise sind bis zu zehn von neunzehn Kabinettsmitgliedern weiße Protestanten. Umso bemerkenswerter ist es aber, dass traditionelle WASPs auf dieser Liste so gut wie nicht auftauchen. Die meisten sind aufgrund ihrer Herkunft (Pete Hegseth hat norwegische, Pam Bondi italienische Wurzeln), ihrer sozialen Prägung in Appalachia (J. D. Vance)2 oder im Mountain West (Doug Burgum) oder aufgrund des niedrigen sozioökonomischen Status ihrer Eltern (Linda McMahon) klar von diesem Status ausgeschlossen. Es ist fraglich, ob auch nur ein einziges Mitglied von Trumps Kabinett Baltzells Definition der WASP-Elite entspricht.3
Natürlich gibt es noch einige WASPs in einflussreichen Positionen im heutigen Amerika. Anderson Cooper ist einer der bekanntesten Nachrichtensprecher des Landes, und Sheldon Whitehouse ist ein amtierender Senator. Angesichts der Tatsache, dass diese soziale Gruppe das Land über den größten Teil seiner Geschichte regierte und Millionen Amerikaner weiterhin dazu gehören, wäre es überraschend, wenn es keine solchen Beispiele mehr gäbe. Doch das Erstaunliche ist nicht, dass es noch prominente WASPs gibt – sondern wie schwer es geworden ist, sie zu finden.
Der Niedergang der WASP-Vorherrschaft ist größtenteils eine positive Entwicklung. Baltzell befürchtete, dass Amerika zerrissen werden würde, wenn sich eine alte Erbkaste von talentierten Menschen ohne den „richtigen“ Hintergrund abschotten würde. Stattdessen haben wir den bemerkenswerten Aufstieg eines meritokratischen Ethos erlebt, das die alteingesessenen Eliten des Establishments effektiv abgelöst hat. Baltzells Wunsch, dass man die oberen Ränge der Gesellschaft „nicht mehr nach ethnischer oder rassischer Herkunft kategorisieren, sondern Menschen nach ihren individuellen Leistungen bewertet“, wurde in einem Ausmaß verwirklicht, das er sich kaum hätte vorstellen können.
Das nahezu vollständige Verschwinden der WASPs aus Führungspositionen im öffentlichen Leben könnte in einem zweiten Sinne eine gute Nachricht sein. In den letzten zehn Jahren haben sich einige politische Theoretiker und Sozialwissenschaftler besorgt gefragt, ob es überhaupt ein historisches Vorbild dafür gibt, dass eine dominante ethnische Kaste freiwillig abtritt, sobald sie von einer Koalition zuvor marginalisierter Gruppen herausgefordert wird. Dies ließ vermuten, dass Amerika in ernste Schwierigkeiten geraten könnte, wenn die weiße Mehrheit als Bevölkerungsanteil schrumpft und das Land zu einer „Mehrheit-Minderheit“-Gesellschaft wird. Wie Danielle Allen nach der berüchtigten Unite the Right-Demonstration in Charlottesville warnte: „Die Welt hat noch nie eine multiethnische Demokratie aufgebaut, in der keine einzelne ethnische Gruppe die Mehrheit stellt und in der politische Gleichheit, soziale Gerechtigkeit und eine Wirtschaft, die alle stärkt, erreicht wurden.“
Heute scheint die amerikanische Demokratie noch gefährdeter als damals, als Allen diese Warnung aussprach. Es gibt zudem guten Grund zu der Annahme, dass es für eine traditionelle Elite mit relativ durchlässigen Grenzen – wie die WASPs – einfacher ist, zu verschwinden, als für eine ethnische Gruppe, deren Grenzen historisch gewaltsam verteidigt wurden – wie es bei der weißen Bevölkerungsmehrheit Amerikas der Fall war. Und doch gibt die vergleichsweise reibungslose Art und Weise, in der WASPs ihre traditionelle Rolle im öffentlichen Leben aufgegeben haben, zumindest einen gewissen Anlass zur Hoffnung: Vielleicht können dominante Eliten unter den richtigen Bedingungen ihre Privilegien friedlicher abtreten, als oft angenommen wird.
Doch so unbestreitbar die Vorteile eines meritokratischeren Amerika auch sind, es ist schwer, sich nicht zu fragen, ob der Niedergang der alten WASP-Elite das Land nicht auch tief desorientiert zurückgelassen hat – ein Punkt, den David Brooks in den letzten Jahren immer wieder betont hat. Wie er 2018 schrieb:
„Wir haben ein System, das auf Geburt basierte, durch ein faireres ersetzt, das auf Talent aufbaut. Wir haben Universitäten und Arbeitsplätze für Juden, Frauen und Minderheiten geöffnet. Die Universitätsbesuche schnellten in die Höhe, und es entstand die am besten ausgebildete Generation der Geschichte. Wir entwickelten eine neue Boomer-Ethik – egalitär (Bluejeans überall!), sozial bewusst (Recycling!) und tief entschlossen, Vorurteile zu beenden.
Man könnte meinen, all das hätte die USA zum bestregierten Land der Geschichte gemacht. Stattdessen stieg die Ungleichheit. Das Vertrauen in Institutionen sank. Das soziale Vertrauen erodierte. Die Bundesregierung wurde dysfunktional, und die Gesellschaft spaltete sich erbittert.
Die alte Elite gewann den Zweiten Weltkrieg und baute das amerikanische Jahrhundert. Wir hingegen führten zu Donald Trump. Das wichtigste Ergebnis der heutigen Bildungselite ist, dass sie eine überparteiliche Revolte gegen sich selbst hervorgebracht hat.“
Brooks’ Punkt ist bewusst provokativ – und er hat dafür auch reichlich Gegenwind bekommen. (Wurde der Zweite Weltkrieg wirklich von der WASP-Elite gewonnen – oder nicht doch eher von Navajo-Code-Sprechern, jüdischen Astrophysikern und vor allem von mutigen GIs, die aus jeder denkbaren ethnischen und religiösen Gruppe stammten?) Doch während die neue Regierung, angeführt von Protestanten, die keinerlei Zugehörigkeit zur traditionellen amerikanischen Elite empfinden, daran geht, jede Norm, jede Regel und jede Institution, auf denen die alte Ordnung basierte, systematisch zu zerschlagen, fällt es schwer, sich nicht zu fragen, ob er damit nicht doch einen wahren Kern getroffen hat.
Wie Brooks selbst betont, gibt es keinen Weg zurück zu einem Amerika, das von WASPs regiert wird – und es sollte auch keinen geben. Doch im besten Fall gab das WASP-Establishment dem Land etwas, das jede Gesellschaft braucht: Führungspersönlichkeiten, die sich für den langfristigen Erfolg ihres Landes verantwortlich fühlten und verstanden, dass ihre Privilegien untrennbar mit einer Verpflichtung gegenüber den weniger Glücklichen verbunden waren.
Eine Möglichkeit, das Chaos zu deuten, in das das Land derzeit abzurutschen scheint, ist es als Vakuum zu verstehen – als das, was übrig bleibt, nachdem der alte WASP-Kodex verschwunden ist. Und eine Möglichkeit, die erbitterten Kulturkämpfe zu verstehen, die unsere Politik zunehmend beherrschen, ist, sie als einen Kampf darum zu sehen, welche Normen und Werte an die Stelle derjenigen treten sollen, die zuletzt verschwunden sind.
Es wäre naiv und historisch verfehlt, sich ein Amerika zurückzuwünschen, in dem die WASPs noch an der Macht sind. Doch ihr Verschwinden ist einer der Gründe für das Chaos, in dem wir uns heute befinden. Eine meritokratische Elite zu schaffen, die das Land besser regiert als ihre WASP-Vorgänger – eine, die tatsächlich die Zustimmung der meisten Amerikaner gewinnt, im Gegensatz zu ihren jüngeren Alternativen –, wird alles andere als einfach sein.
Mayorkas, der kubanische Wurzeln hat, ist ebenfalls jüdisch; ich habe ihn in dieser Liste der Juden nicht aufgeführt, um keine doppelte Zählung vorzunehmen.
Vance wurde zwar als Protestant erzogen, ist jedoch inzwischen zum Katholizismus konvertiert.
Scott Bessent kommt dem wohl am nächsten.
Dieser Text wurde mit Hilfe von KI übersetzt und von Niya Krasteva redigiert.