Trumps Angriff auf Harvard ist ein verblüffender Akt der Selbstsabotage auf nationaler Ebene
Der Entzug von Harvards Befugnis zur Visa-Zertifizierung wird zu einer massenhaften Abwanderung von Talenten führen.
Die beste Art, Donald Trumps Regierung zu verstehen, sagte Ivan Krastev im Gespräch mit mir vor einem Monat, ist als eine „revolutionäre Regierung in der Form eines kaiserlichen Hofes“. Und das Wichtigste an revolutionären Regierungen ist, dass sie schnell eine unaufhaltsame Eigendynamik entwickeln – eine, in der die Logik der Ereignisse ihre Urheber zu immer radikaleren Handlungen treibt, die sie selbst vor ein paar Monaten oder Wochen noch nicht für möglich gehalten hätten. „Du leitest nicht die Revolution“, bemerkte Krastev mit seiner unnachahmlichen Klarheit, „die Revolution leitet dich.“
In keinem Beispiel ist diese Einsicht so treffend wie bei den Angriffen der Regierung auf einige der angesehensten Universitäten des Landes – und der Welt. Seit seinem Amtsantritt hat Trump Universitäten auf verwirrend vielfältige Weise ins Visier genommen: durch die Streichung von Hunderten Millionen Dollar an Fördermitteln von Bundesbehörden wie den National Institutes of Health und der National Science Foundation; durch die drastische Reduzierung des Anteils der Bundesmittel, der an Universitäten fließt, damit diese Labore und andere zentrale Forschungseinrichtungen betreiben können; durch den Versuch, internationale Studierende abzuschieben, die sich an pro-palästinensischem Aktivismus beteiligt haben – unabhängig davon, ob dieser gewaltsam oder friedlich war; durch die Drohung, die Steuern auf die Erträge aus den Stiftungsvermögen „woker“ Universitäten zu erhöhen; und durch die gezielte Attacke auf bestimmte Institutionen, darunter Columbia und Harvard, unter der Androhung, ihnen sämtliche Bundesmittel zu entziehen.
Selbst unter der Vielzahl zunehmend radikaler Angriffe auf die Hochschulbildung ragt die jüngste Schlag der Trump-Regierung gegen Harvard durch ihre besondere Grausamkeit hervor. In einem Schreiben, das sie umgehend auf X veröffentlichte, informierte die Ministerin für Innere Sicherheit, Kristi Noem, Harvard darüber, dass sie „mit sofortiger Wirkung“ der Universität die Befugnis entziehe, ausländische Studierende und Besucher für Visa zu zertifizieren. Sofern Gerichte nicht einschreiten oder die Regierung nicht eine Kehrtwende vollzieht, wird dies die überwältigende Mehrheit der 6.793 internationalen Studierenden Harvards – mehr als ein Viertel der gesamten Studierendenschaft – zwingen, die Universität zu verlassen. Einige könnten eventuell an andere amerikanische Hochschulen wechseln; die meisten jedoch müssten binnen weniger Tage oder Wochen ihr Studium abbrechen und in ihre Herkunftsländer zurückkehren.
Trumps Maßnahme würde das Leben und die Zukunft Tausender junger, talentierter Menschen massiv beeinträchtigen – der allergrößte Teil von ihnen hat nichts getan, was den Unmut der Regierung gegenüber ihrer Universität erklären würde. Sie hätte gravierende negative Auswirkungen auf bedeutende Forschungsprojekte in der gesamten Universität, wobei einige führende Labore in Bereichen von der medizinischen Forschung bis zur Quantenphysik faktisch zum Stillstand kämen. Sie würde Amerikas hart erarbeitete Reputation als weltweit begehrtestes Ziel für ambitionierte Forscher dauerhaft beschädigen. Kurz gesagt: Sie würde zur bemerkenswertesten – und renommiertesten – Abwanderung talentierter Studierender in der Geschichte der amerikanischen Hochschulbildung führen.
Universitäten sind für die Trump-Regierung auch deshalb eine so verlockende Zielscheibe, weil sie in den vergangenen zehn Jahren das Vertrauen großer Teile der amerikanischen Öffentlichkeit verspielt haben. Noch Mitte der 2010er Jahre berichtete eine klare Mehrheit der Amerikaner, dass sie Institutionen der Hochschulbildung großes Vertrauen entgegenbringe; laut aktuellen Umfragen ist dieser Anteil auf etwa ein Drittel gesunken.
Die Gründe für diesen Vertrauensverlust sind vielfältig und – man muss es sagen – sie sind real. Universitäten haben immer mehr Geld für luxuriöse Wohnheime, hochmoderne Sportanlagen und eine stetig wachsende Armee an Verwaltungsangestellten ausgegeben, was alles zu einem drastischen Anstieg der Studiengebühren beigetragen hat. Sie haben es zugelassen, dass sich ihre Belegschaft und ihre Professorenschaft zu ideologischen Monokulturen entwickelt haben, wodurch viele Universitäten zu tief feindseligen Orten für jede Form konservativen Denkens wurden und manche Fachbereiche sich in selbstparodierende Produzenten esoterischen Unsinns verwandelt haben. Sie haben sich bei ihrem Bekenntnis zur Meinungsfreiheit als äußerst inkonsequent erwiesen – sie bestraften Studierende für Mikroaggressionen gegenüber manchen Gruppen, während sie bei Makroaggressionen gegenüber anderen Gruppen ein Auge zudrückten. Und es gibt sogar gute Gründe zu glauben, dass manche Universitäten ein jüngstes Urteil des Obersten Gerichtshofs zur positiven Diskriminierung schlicht ignoriert haben – sie bevorzugten weiterhin bestimmte Bewerber stark aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit, obwohl diese Praxis für illegal erklärt wurde. (Die Anwälte von Harvard behaupteten zum Beispiel, dass die Zahl schwarzer Studierender drastisch einbrechen würde, wenn die Universität keine positive Diskriminierung mehr betreiben dürfe; und doch war die Zahl schwarzer Studierender in der ersten Kohorte nach dem Urteil nur geringfügig kleiner als zuvor – allerdings mit einem deutlichen Rückgang an der Harvard Law School.)
Wie ich Universitätsleitungen seit Langem – sowohl öffentlich als auch privat – warne, ist diese Situation unhaltbar. Institutionen, die stark auf staatliche Unterstützung angewiesen sind – und das trifft inzwischen selbst auf die wohlhabendsten privaten Universitäten Amerikas zu – können nicht erwarten, dass Steuerzahler sie weiterhin finanzieren, wenn sie in der breiten Öffentlichkeit verhasst sind. Die Wurzel des aktuellen Angriffs auf die Hochschulbildung ist zu großen Teilen von den Universitäten selbst gelegt worden.
Angesichts dieser Probleme gibt es Formen staatlichen Handelns, die mir aus philosophisch-liberaler Perspektive vollkommen gerechtfertigt erscheinen (einschließlich einiger Maßnahmen, die die Regierung derzeit verfolgt). Der Staat könnte sich zu Recht gegen Formen ideologischer Bevormundung wenden – etwa gegen die gängige Praxis an vielen Universitäten, dass Bewerber sogenannte „Diversity-Statements“ einreichen müssen, die faktisch danach bewertet werden, inwieweit sie den Grundsätzen der sogenannten Critical Race Theory entsprechen. Er könnte zu Recht Universitäten untersuchen, die möglicherweise gegen Bundesrecht verstoßen, indem sie bei Einstellung oder Zulassung diskriminieren. Er könnte zu Recht die Steuer auf Kapitalerträge aus den Stiftungsvermögen besonders wohlhabender Universitäten erhöhen – insbesondere, wenn diese gleichzeitig ungewöhnlich hohe Studiengebühren verlangen.
Tatsächlich könnte der Staat Universitäten sogar auf innovativere Weise dazu anregen, sich wieder stärker auf ihre eigentliche akademische Aufgabe zu konzentrieren. Hier ein Vorschlag: Man könnte die Förderfähigkeit an die Bedingung knüpfen, dass Universitäten sich „entbündeln“. Nach diesem Modell müssten sie allen Studierenden die Möglichkeit bieten, sich nur für die zentralen akademischen Programme einzuschreiben – ohne verpflichtendes Wohnen auf dem Campus, ohne teure Essenspläne, ohne die Subventionierung luxuriöser Einrichtungen wie Fitnessstudios und ohne die Finanzierung einer Armee von Verwaltungsangestellten, die sich in sämtliche Lebensbereiche der Studierenden einmischen.
Doch die Trump-Regierung hat sich nicht darauf konzentriert, Maßnahmen zu ergreifen, die tatsächlich auf die realen Probleme auf dem Campus abzielen. In den meisten Fällen hat sie nicht einmal versucht, das ideologische Ungleichgewicht an vielen Hochschulen auszugleichen. Stattdessen scheint sie zu dem Schluss gekommen zu sein, dass Universitäten der MAGA-Bewegung auf ewig feindlich gesinnt bleiben werden – und hat beschlossen, sie als Feinde zu behandeln, die mit allen verfügbaren Mitteln geschwächt oder im Idealfall zerstört werden sollen.
Aus rein parteipolitischer Perspektive folgt diese Entscheidung einer gewissen Logik. Angesichts der Geschwindigkeit und Gründlichkeit, mit der sich die Bildungsfrage zur zentralen Trennlinie in der amerikanischen Politik entwickelt hat, stimmt es wahrscheinlich, dass selbst deutlich weniger ideologisch einseitige Universitäten immer noch eine Bastion progressiver Überzeugungen bleiben würden. Für einen skrupellosen Realpolitiker, der die zentralen Institutionen der amerikanischen Gesellschaft in solche einteilt, die eher dem populistischen rechten Lager zuneigen (wie Polizeigewerkschaften und evangelikale Kirchen), solche, die tatsächlich zwischen den Fronten stehen (wie große Unternehmen und Gewerkschaften der Arbeiterklasse), und solche, die sicher auf Seiten der Linken stehen (wie viele große Stiftungen und Kultureinrichtungen), wäre es nicht schwer, Universitäten klar als „Feind“ und nicht als „Freund“ zu identifizieren.
Doch so altmodisch es auch klingen mag, amerikanische Präsidenten sollen sich nicht nur um ihr eigenes parteipolitisches Interesse kümmern. Sie sollen sich auch an die Herrschaft des Rechts gebunden fühlen und vom Allgemeinwohl des Landes leiten lassen. Und die Art und Weise, wie die Regierung Harvard und andere Universitäten angreift, macht schmerzhaft deutlich, dass ihren Verantwortlichen all das – was sie zweifellos als „weichlich“ abtun würden – vollkommen gleichgültig ist.
Die Regierung behauptet, sie kämpfe für die Meinungsfreiheit. Doch in ihrer Korrespondenz mit Harvard hat Noem eine Reihe von Forderungen gestellt, die selbst der akademischen Freiheit zutiefst zuwiderlaufen. So verlangt sie etwa „jegliches Videomaterial, das sich im Besitz der Harvard University befindet, von jeglicher Protestaktivität unter Beteiligung eines nicht-immigrierten Studierenden auf dem Campus der Harvard University in den letzten fünf Jahren“.
Die Regierung hat ein legitimes Interesse daran sicherzustellen, dass Universitäten zügig gegen gewaltsame Proteste vorgehen, die Mitglieder der akademischen Gemeinschaft schädigen oder einschüchtern – etwas, das sie in den vergangenen Jahren häufig versäumt haben. Doch man sollte beachten, dass diese Forderung nach Videomaterial „jegliche Protestaktivität“ umfasst – also auch solche, die vollkommen friedlich verliefen. Und sie steht vor dem Hintergrund, dass die Regierung mit der Abschiebung ausländischer Studierender droht, die sich legal im Land aufhielten – etwa im Fall eines Studierenden der Tufts University, nur wenige Meilen von Harvard entfernt, dessen angebliches Vergehen darin bestand, Mitautor eines Meinungsartikels in einer studentischen Zeitung zu sein.
Die Foundation for Individual Rights and Expression (FIRE), eine Organisation, die Harvards Umgang mit Meinungsfreiheit in der Vergangenheit stark kritisiert hat, hat vollkommen recht, wenn sie auf die Heuchelei hinweist, mit der Noem ihre Maßnahmen als Versuch darstellt, „anti-amerikanisches Gedankengut auszumerzen“. Wie Will Creeley, der Justiziar der Organisation, in Reaktion auf den Angriff auf internationale Studierende in Harvard schrieb: „Wenig ist unamerikanischer als ein Bundesbeamter, der von einer privaten Universität verlangt, ihre ideologische Treue zur Regierung unter Androhung von Strafe zu beweisen.“ Doch was wirklich auffällt, ist nicht nur die Gleichgültigkeit der Regierung gegenüber rechtsstaatlichen Prinzipien und der akademischen Freiheit; ebenso auffällig ist ihre Geringschätzung für den Beitrag, den Amerikas Fähigkeit, die klügsten Köpfe der Welt anzuziehen, zur Größe des Landes leistet.
Ja, Universitäten haben reale Fehler gemacht, die auf vorhersehbare Weise zu einem weitverbreiteten Vertrauensverlust geführt haben. Und ja, auf fast jedem amerikanischen Campus – auch in Harvard – gibt es inzwischen Ecken, die von ideologischem Unsinn durchdrungen sind. Aber wie andere führende Institutionen, die derzeit massiv unter Beschuss stehen, bleibt Harvard dennoch an der Spitze der Forschung in extrem wichtigen Bereichen – von Halbleitern bis hin zu künstlicher Intelligenz. Wenn Trump es ernst meinte mit dem Anspruch, dass Amerika seine Rivalen wie China in den kommenden Jahrzehnten übertreffen solle, müsste er erkennen, dass es für das Land ein sehr schlechter Deal ist, seine hochentwickelten Fähigkeiten in den Zukunftsindustrien als Kollateralschaden im Kampf gegen woke Professoren etwa im Department of American Studies zu opfern.
Wer tatsächlich daran interessiert ist, „America Great Again“ zu machen, sollte in der Lage sein, zwei Wahrheiten gleichzeitig zu erfassen: dass Universitäten in den vergangenen Jahren ihrem Auftrag in zentralen Punkten untreu geworden sind – und dass sie trotzdem enorm wichtige nationale Ressourcen bleiben. Doch in bitterer Ironie zu den postmodernen Theorien, die ihre führenden Vertreter angeblich verachten, scheint die Regierung sich nur für eine Form von Veritas zu interessieren: jene, die dem Willen und den Launen, den persönlichen Vorlieben und parteipolitischen Interessen ihrer Regierungsspitze dient.
Dieser Text wurde mit Hilfe von KI übersetzt und von Niya Krasteva redigiert.