Das Ende der Silicon Valley-Politik
Trumps öffentliche Trennung von Elon Musk ist ein Symptom seines Scheiterns, die breite Koalition zusammenzuhalten, der er seine Wiederwahl verdankt.
Die „HUGEst“ politische Allianz des Jahrhunderts zerbricht vor unseren Augen – und das in geradezu spektakulärer Manier.
Monatelang waren der mächtigste Mann der Welt, Donald Trump, und der reichste Mann der Welt, Elon Musk, ein politisches Traumpaar. Musk spendete große Summen für Trumps Wahlkampf, überhäufte den frisch wiedergewählten Präsidenten auf seinem sozialen Netzwerk mit Lob und vernachlässigte seine Unternehmen, um sich seiner Nebenrolle an der Spitze des Department of Government Efficiency (DOGE) zu widmen. Im Gegenzug stattete Trump Musk mit beispiellosen Befugnissen über die Bundesbürokratie aus, trat mit ihm bei gemeinsamen Pressekonferenzen im Oval Office auf und ließ ihn vor laufenden Kameras das versammelte Kabinett belehren. Nichts symbolisierte den angeblichen vibe shift (Stimmungsumschwung) in Amerika besser als die Tatsache, dass Trump – bei seiner ersten Wahl zum Präsidenten noch ein gesellschaftlicher Außenseiter – nun bei seiner Rückkehr auf die lautstarke Unterstützung des bekanntesten Unternehmers der Welt zählen konnte, ebenso wie auf die vieler anderer prominenter Gestalten aus dem Silicon Valley.
Doch es war von Anfang an klar, dass dieses Verhältnis zwischen Musk und Trump stürmisch verlaufen könnte. Beide Männer haben ein Ego von beachtlicher Größe, ihre Launenhaftigkeit ist beeindruckend. Es bedurfte keines Genies, um vorherzusagen, dass ihr vermeintlich perfektes Match von kurzer Dauer sein oder gar in erbittertem Streit enden könnte. Und doch ist das Tempo, mit dem ihre epische Männerfreundschaft in eine explosive Fehde umgeschlagen ist, atemberaubend.
Vor einer Woche verkündete Musk seinen Rückzug aus Washington, begleitet von einer letzten gemeinsamen Pressekonferenz im Oval Office. Wenige Tage später veröffentlichte die New York Times – offenbar mit Quellen aus Trumps Umfeld – eine Geschichte über Musks angeblichen Drogenkonsum. Am Dienstag schließlich sprach sich Musk öffentlich gegen Trumps „großartiges und wunderschönes“ Haushaltsgesetz aus, das sowohl drastische Steuersenkungen als auch eine massive Ausweitung der Staatsverschuldung vorsieht.
Doch gestern erreichte der Streit seinen eigentlichen Höhepunkt. Bei einer Pressekonferenz mit Bundeskanzler Friedrich Merz reagierte Trump auf Musks Kritik an seinem Haushaltsentwurf und erklärte: „Elon ist sauer, weil wir die EV-Vorgabe gestrichen haben, das ist eine Menge Geld für Elektrofahrzeuge… ich weiß, dass ihn das gestört hat.“
Musks Zorn wuchs stündlich. Zunächst erklärte er seinen 220 Millionen Followern auf X, Amerika habe die Wahl zwischen einem „großen und hässlichen Gesetz“ und einem „schlanken und schönen Gesetz“ – und rief die republikanischen Abgeordneten auf, sich von Trump abzusetzen und Letzteres zu unterstützen. Im Laufe des Tages begann Musk, Trumps angebliche Verbindungen zu Jeffrey Epstein ins Rampenlicht zu rücken, und behauptete, dies sei der eigentliche Grund dafür, dass die Akten zu Epsteins Vergehen noch immer nicht veröffentlicht seien. Sein aktuell angehefteter Beitrag ist eine Umfrage, die Nutzer fragt, ob es Zeit sei für eine „neue politische Partei in Amerika, die tatsächlich die 80 % in der Mitte vertritt“.
Das Zerwürfnis dürfte beiden Seiten teuer zu stehen kommen. Trump verliert seinen größten Geldgeber (obwohl beide Milliardäre sind, wird Musk auf mehr als das 50-Fache von Trump geschätzt). Außerdem könnte sich X – trotz seiner heute weniger zentralen Rolle im politischen Diskurs – plötzlich als feindseligeres Terrain für ihn erweisen. Und das Schicksal seines entscheidenden Haushaltsgesetzes ist nun ernsthaft gefährdet.
Musk, dessen Beliebtheitswerte schon hinter denen seines früheren Chefs zurückliegen, steht nun politisch heimatlos da. Nachdem er bereits weite Teile der linksliberalen Kundschaft von Tesla, seinem wertvollsten Unternehmen, vor den Kopf gestoßen hat, dürfte er nun auch MAGA verprellen, seine bisher treueste politische Fangemeinde. Zwar sind viele Amerikaner mit den derzeit angebotenen Optionen unzufrieden, doch die Vorstellung, dass jemand mit einem derart schlechten Image eine erfolgreiche dritte Partei gründen könnte, ist reichlich unrealistisch.
Doch der große, wunderschöne Bruch zwischen Trump und Musk ist vor allem deshalb bedeutsam, weil er gescheiterte Hoffnungen offenlegt, die inzwischen weit zurückliegen – und weniger, weil er neue Entwicklungen vorhersagt. Wenn Romanzen scheitern, liegt das oft daran, dass jeder Partner seine Hoffnungen in den anderen projizierte – nur um später festzustellen, dass diese von Anfang an fehl am Platz waren. Darin liegt der eigentliche Sinn hinter diesem politischen Zerwürfnis des Jahrhunderts.
Musk glaubte, er könne Trump als Mittel nutzen, um den Staat im Sinne der Werte und der Haltung der Silicon-Valley-Elite umzugestalten. Trump wiederum glaubte, dass er durch sein Bündnis mit Musk neue Wählerschichten jenseits seiner klassischen Basis ansprechen könnte. Beide Hoffnungen waren schon zum Scheitern verurteilt, bevor das politische Ja-Wort überhaupt gefallen war.
Die Silicon-Vision von Politik
In den letzten Jahren sind einige führende Köpfe im Silicon Valley zu der Überzeugung gelangt, dass der Staat so grundlegend kaputt sei, dass sie es sich nicht länger leisten könnten, ihn zu ignorieren – und sie fanden sich um eine bestimmte Vorstellung zusammen, wie man ihn reparieren könnte.
Die Könige des Silicon Valley hatten Erfolg, indem sie „schnell agierten und alles plattwalzten“. Die von ihnen geführten VC-Firmen haben kein Problem damit, wenn viele ihrer Start-ups scheitern, solange einige wenige dafür außerordentliche Renditen erzielen. Sie haben sich daran gewöhnt, dass es sich lohnt, riesige Risiken einzugehen – so wie Musk es mit Tesla und SpaceX vorgemacht hat – und dass solche Wetten nicht nur dem eigenen Ego, sondern auch der Gesellschaft zugutekommen können. Wenn du nur einen Hammer hast, sieht jedes Problem aus wie ein Nagel; es war wohl unvermeidlich, dass eine Gruppe außergewöhnlich erfolgreicher Menschen, die die Welt mit genau dieser Methode umgekrempelt hat, auch glaubt, sie könne – zum beiderseitigen Nutzen von sich selbst und dem Land – dasselbe Drehbuch auf den Staat anwenden.
Hinzu kam ein ideologisches Element. Die Führungsriege des Silicon Valley war zunehmend frustriert von der reflexhaften Feindseligkeit der Linken gegenüber technologischem Fortschritt, besonders darüber, dass selbst bahnbrechende Raketenstarts in den großen Medien wie der New York Times vor allem unter dem Gesichtspunkt kleinerer Umweltbelastungen abgehandelt wurden. Sie begannen, die woke-Ideologie zu verachten, die aus ihrer Sicht die Meritokratie aushöhlt – und damit auch die Suche nach dem Talent, das sie für ihren Erfolg brauchen. Außerdem wuchs ihre Sorge um den ausufernden Bundeshaushalt, der schon bald die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen untergraben könnte.
Musks Allianz mit Trump beruhte auf der Wette, dass die destruktive Kraft des Präsidenten nicht zu stoppen und seine inhaltlichen Überzeugungen so dünn sein würden, dass er als politisches Mittel dienen könnte, um die Silicon-Vision von Politik in die Praxis umzusetzen. In den ersten hundert Tagen von Trumps Präsidentschaft hegten manche führenden Köpfe im Silicon Valley noch die Hoffnung, dass sich diese Wette auszahlen würde. In seiner Antrittsrede versprach Trump ein neues Zeitalter amerikanischer Innovation. Das Weiße Haus fuhr einen Frontalangriff gegen alles, was es als woke betrachtete. Die Republikaner gaben sich kämpferisch, wenn es darum ging, das Haushaltsdefizit zu senken. Musk und sein Trupp junger, unerfahrener, aber durchsetzungsstarker Rekruten erhielten enorme Macht, um die Bundesbürokratie nach ihren Vorstellungen umzugestalten.
Doch die Wahrheit war immer dazu bestimmt, enttäuschend zu sein. Republikaner neigen weniger als Demokraten dazu, technologischen Fortschritt mit dem Argument abzulehnen, er gefährde die Umwelt oder fördere irgendein vages Konzept sozialer Gerechtigkeit. Aber genauso sehr blockieren sie ihn, wenn er die Arbeitsplätze wichtiger Wählergruppen bedroht, zu sinkenden Immobilienpreisen führen könnte oder die besten Köpfe aus fernen Ländern wie Indien und China anziehen müsste. Die Tragödie der „Überfluss-Agenda“ liegt darin, dass sie in keiner der großen Parteien eine natürliche Heimat hat.
Ebenso hatte Musk offenbar gehofft, dass der Feldzug gegen woke Amerikas produktive Kräfte freisetzen, die führenden Universitäten wieder stärker auf praxisnahe Forschung ausrichten und Tech-Unternehmen bei der Rekrutierung größere Freiheiten verschaffen würde. Stattdessen machte es sich die Trump-Regierung zur Aufgabe, die Universitäten als Hauptfeind auszumachen, sie mit allen Mitteln zu schwächen und den Zustrom talentierter Studierender aus aller Welt drastisch einzuschränken. In der Debatte darüber, ob man die Visumsprogramme für Hochqualifizierte (H-1B) ausweiten oder beschneiden solle – ein zentrales Anliegen für Musk und seine Mitstreiter im Silicon Valley – scheinen die Hardliner im Weißen Haus inzwischen klar die Oberhand zu haben.
Doch, vielleicht überraschend, scheint es vor allem die republikanische Heuchelei in Sachen Staatsverschuldung zu sein, die Musk letztlich entfremdet hat. So launisch und eigennützig er auch sein mag, scheint Musk doch ein Mann mit Überzeugungen zu sein. (Immerhin war er bereit, viele Freunde zu verlieren und enorme Summen für den Kauf einer Social-Media-Plattform auszugeben, um seine politischen Überzeugungen voranzutreiben.) Offenbar hat Musk führenden Republikanern geglaubt, als sie in den vergangenen Jahren immer wieder vor den Gefahren billionenschwerer Defizite warnten und versprachen, die öffentlichen Finanzen wieder in Ordnung zu bringen. Und so war es letztlich sein Entsetzen über ein Haushaltsgesetz, das das Defizit um 2,4 Billionen Dollar erhöhen würde, das Musks öffentliche Trennung von Trump auslöste.
Musk hat allen Grund, sich über diese „Verrätereien“ bitter zu fühlen. Doch soweit er noch in der Lage ist, sich selbst ehrlich einzuschätzen, sollte er auch erkennen, dass die Wurzeln für das Scheitern seiner Vision näher bei ihm selbst liegen: in der unrealistischen Hoffnung, dass DOGE das Land so radikal umkrempeln könnte wie ein Start-up, das plötzlich vom Hotdog-Scanner zur KI-Schmiede wird.
Als Musk nach Washington kam, war er fest davon überzeugt, ein riesiges Ausmaß an Verschwendung und Betrug vorzufinden. Doch so ineffizient Bürokratien auch sein mögen – die Art von offenkundigem Missmanagement, die Musk sich ausmalte, existierte weitgehend nur in seiner Vorstellung. In seinen ersten Tagen im Amt verkündete er einige „große Erfolge“, die letztlich nur ein winziger Bruchteil des Bundeshaushalts waren; in den Tagen und Wochen danach versiegten selbst diese vollmundigen Ankündigungen, bis sie ganz verstummten. Musks Frust über Trumps Haushaltsentwurf rührt auch daher, dass er erkannt hat: Die Einsparungen, die er bei DOGE erzielt hat, sind kaum mehr als Rundungsfehler verglichen mit den unverantwortlichen Wohltaten, die sein Präsident großzügig verteilt.
Im Kern aber scheiterte DOGE an den strukturellen Unterschieden zwischen Tech-Branche und Staat. Wenn ein VC in ein Start-up investiert, das spektakulär scheitert, leiden nur wenige Menschen, und die Öffentlichkeit kümmert sich kaum. Wenn man versehentlich die Finanzierung zentraler öffentlicher Dienste kappt, sind die Folgen für das Leben der Menschen hingegen gravierend und sofort spürbar. Schnell handeln und alles plattwalzen funktioniert wirklich für Start-ups – für staatliche Institutionen funktioniert es definitiv nicht.
Sicher ließe sich die amerikanische Verwaltung verbessern, wenn es mehr Menschen gäbe, die den schnellen Geist der Tech-Welt mit echter politischer Erfahrung verbinden. Aber die Vorstellung, dass ein hochrangiger Tech-Manager Washington einfach so reparieren könnte, indem er blindlings alles Mögliche „zerbricht“, ohne sich ernsthaft mit den realen Abläufen auseinanderzusetzen – eine Vorstellung übrigens, die keineswegs nur konservative Tech-Milliardäre hegen – war von Anfang an naiv.
Das Ende des Vibe Shift
Im letzten Jahr hat Musk sein lautstarkes Bekenntnis zu MAGA zu einem Markenzeichen gemacht – und das macht diesen Bruch besonders heikel für sein Image. Trump wiederum weiß nur zu gut, wie gefährlich es ist, sich zu sehr von einem einzigen politischen Verbündeten abhängig zu machen; bezeichnend ist, dass er bislang vergleichsweise zurückhaltend auf Musks Salven in den sozialen Medien reagiert hat. Trotzdem steht die Trennung von Musk auch für das Scheitern der ambitioniertesten Vision von Trumps zweiter Amtszeit.
Als Trump erstmals gewählt wurde, galt er weithin als Mann der Vergangenheit. Zum Teil lag das an seiner demografischen Basis, die sich stark auf einen angeblich schrumpfenden Teil der amerikanischen Wählerschaft stützte. Zum anderen aber auch daran, dass seine wirtschaftspolitischen Versprechen wie ein Rückgriff auf ein vergangenes Goldenes Zeitalter wirkten – etwa mit dem Traum, Jobs im Kohlebergbau oder in der Stahlindustrie wiederzubeleben.
Der vielbeschworene vibe shift, der Trumps Rückkehr an die Macht begleitete, beruhte zu einem großen Teil darauf, dass er dieses Image ablegen konnte. Sein Erfolg, neue Wählerschichten für sich zu gewinnen – viele jüngere und ethnisch vielfältigere Wählerinnen und Wähler –, spielte dabei eine entscheidende Rolle. Doch auch Musks Unterstützung war zentral für Trumps Versuch, sich als Mann der Zukunft zu inszenieren. Für einen kurzen Moment stand die MAGA-Bewegung nicht nur für die Wiederbelebung von Kohleminen, sondern ebenso für die Vision, den Mars zu kolonisieren.
Die Spannungen in diesem Bündnis waren schon immer unübersehbar. Viele MAGA-Anhänger betrachteten Musk – dem es an Trumps Charisma und dessen volkstümlicher Fähigkeit fehlt, seinen Milliardenreichtum in einer Weise auszugeben, wie es sich der Durchschnittsamerikaner im Lotto-Traum vorstellt – von Anfang an mit großem Misstrauen. Wahrscheinlich jubeln die meisten von ihnen sogar darüber, dass die Regierung nun führende Universitäten ins Visier nimmt, würden das Ende des Visumsprogramms für Hochqualifizierte (H-1B) begrüßen und sehen auch nicht, wie die Kolonisierung des Mars ihnen eine Gehaltserhöhung bringen soll.
Doch in Wahrheit ist die Allianz nicht daran gescheitert, dass die Interessen von Trumps Wählern unvereinbar mit Musks Vision wären. (Schließlich stehen die Interessen von Trumps Wählern auch im Widerspruch zur haushaltspolitischen Vision der Republikaner – und trotzdem scheinen sie mit den massiven Wohltaten im anstehenden Haushaltsgesetz bestens leben zu können.) Vielmehr ist sie gescheitert, weil Trump immer wieder nicht bereit war, das Nötige zu tun, um seine Kontrolle über die breite Koalition, die ihn ins Amt getragen hat, wirklich zu festigen.
Die meisten Amerikaner wollten eine härtere Grenzsicherung gegenüber Mexiko; sie wollten aber nicht, dass schwule Friseure unter fadenscheinigen Verdächtigungen in salvadorianische Gefängnisse deportiert werden, weil man ihnen eine Kartellmitgliedschaft andichtet. Die meisten wollten die heimische Industrie stärken; aber nicht durch eine chaotische Zollpolitik, die die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen könnte. Und sie wollten die woke-Exzesse, denen viele Institutionen in den letzten zehn Jahren erlegen sind, zurückdrängen – aber nicht einen totalen Kulturkampf, bei dem die Regierung ihre eigenen, höchst umstrittenen Vorstellungen mit aller Macht des Staates einem widerstrebenden Publikum aufzwingen will.
Trumps Unfähigkeit, das bemerkenswerte Bündnis mit Musk aufrechtzuerhalten, ist nur das sichtbarste Zeichen für sein größeres Scheitern: das Versäumnis, aus seiner Präsidentschaft ein breiteres, zukunftsgerichtetes politisches Projekt zu machen. Von nun an ist das Weiße Haus wieder fest in der Hand der eingefleischten MAGA-Anhänger. Der vibe shift, soweit er je existierte, ist vorbei.
Dieser Text wurde mit Hilfe von KI übersetzt und von Niya Krasteva redigiert.