Die Demokraten verdrängen die wahren Gründe für ihre Niederlage
Und genau das wird es ihnen umso schwerer machen, das Ruder herumzureißen.
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Nach einem halben Jahr aus der Öffentlichkeit trat Kamala Harris wieder auf – um ein Buch zu bewerben. In einer Sommerausgabe der „Late Show with Stephen Colbert“ kündigte sie an, ihr Werk 107 Days biete einen „persönlichen und offenen“ Blick hinter die Kulissen ihres gescheiterten Präsidentschaftswahlkampfs. Doch schnell wurde klar, dass das Buch kaum eine schonungslose Analyse dafür liefert, weshalb Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehrte.
Als Colbert sie fragte, was sie rückblickend anders gemacht hätte, antwortete Harris ausweichend: „Niemand erreicht Erfolg ohne ein unglaubliches Team.“ Ob sie sich stärker von Joe Biden hätte distanzieren sollen? „Ich habe unglaublich großen Respekt vor ihm“, versicherte sie dem Publikum. Am Ende des halbstündigen Gesprächs verlor sogar Colbert, sonst ein denkbar wohlgesonnener Interviewer, die Geduld. Nachdem Harris eine weitere Frage mit dem Hinweis vertagte, eine ernsthafte Antwort „brauche mehr Zeit, als wir jetzt haben“, wandte sich Colbert ans Publikum und bemerkte trocken: „Haben wir es eilig, Leute?“
Das in dieser Woche erschienene Buch bestätigt den Eindruck, dass Harris keine ernsthafte Erklärung dafür hat, weshalb sie verlor. Zwar äußert sie sich inzwischen etwas kritischer über Biden; statt sich aber mit den eigentlichen Schwächen der Regierung auseinanderzusetzen, in der sie als Vizepräsidentin diente, klagt sie vor allem über seinen vermeintlichen Mangel an Loyalität ihr gegenüber. (Sie sei „wütend und enttäuscht“ gewesen, als Biden sie vor der Debatte mit Donald Trump anrief, um sie zu ermahnen, Distanzierungen von ihm zu vermeiden: „Ich konnte einfach nicht verstehen, warum er mich ausgerechnet jetzt anruft und alles auf sich bezieht.“)
Auch ihre Entscheidung, Pete Buttigieg nicht als Vizepräsidentschaftskandidaten zu wählen, begründet Harris mit politischen Risiken. Amerika könne einen schwulen Vizepräsidenten nicht akzeptieren, schreibt sie; Buttigieg wäre der perfekte Partner gewesen, „wenn ich ein weißer heterosexueller Mann gewesen wäre“. Doch so sei es ein zu großes Wagnis gewesen: „Wir verlangten Amerika schon viel ab – eine Frau, eine Schwarze Frau, eine Schwarze Frau, verheiratet mit einem Juden … das war zu riskant.“
Abgesehen davon ist das gesamte Buch auf ein einziges Argument zugeschnitten. Das hat den Nachteil, langweilig und wenig überzeugend zu sein, aber offenbar den Vorteil, ihre Chancen für eine erneute Kandidatur offenzuhalten: Harris betont immer wieder, ihr sei schlicht nicht genügend Zeit geblieben, um eine schlagkräftige Kampagne aufzubauen.
Angesichts der wohl verheerenden Folgen ihrer Niederlage wirkt ihr Mangel an Selbstreflexion besonders irritierend. Ihr Versuch, jede Verantwortung von sich zu weisen, ist zudem derart unbeholfen, dass er wohl nach hinten losgehen wird: Titel, These und Tonfall des Buches laden die Leser, gleich welcher politischen Richtung, geradezu ein, die Vielzahl an Gründen aufzuzählen, warum Harris selbst Schuld an ihrer Niederlage trägt.
Doch wäre es unfair, nur sie herauszugreifen. In Wahrheit steht Harris eher für die Regel als für die Ausnahme. Auch der übrige Teil der Demokratischen Partei zeigt wenig Neigung, die Ursachen der Niederlage offenzulegen. So will die Partei demnächst einen „Autopsiebericht“ zur Wahl 2024 veröffentlichen. Medienberichten zufolge wird er weder Fehler der Harris-Kampagne noch die Rolle Joe Bidens berücksichtigen, der zunächst starrsinnig an seiner eigenen Kandidatur festhielt.
Damit befinden sich die Demokraten in einer eigentümlichen Lage. Nach acht aufreibenden Monaten im Amt ist Donald Trump in der amerikanischen Öffentlichkeit unpopulär geworden. Seine Zustimmungswerte sind kontinuierlich gesunken, inzwischen liegt er rund zehn Punkte im Minus. Doch anstatt diese Gelegenheit zu nutzen, gelingt es den Demokraten nicht, aus der Schwäche ihres Gegners Kapital zu schlagen.
Einer Umfrage des Wall Street Journal vom Sommer zufolge sehen 33 Prozent der Wähler die Demokraten positiv, 63 Prozent hingegen negativ – die schlechtesten Werte der Partei seit Beginn der Erhebung. Die landesweite Präferenzabfrage („generic ballot“), die sich historisch als guter Indikator für Wahlen wie die Zwischenwahlen im kommenden Jahr erwiesen hat, fällt etwas weniger düster aus: Die Demokraten im Repräsentantenhaus liegen drei Punkte vor den Republikanern. Im gleichen Stadium des Wahlzyklus 2018, als sie die Republikaner mit einem Erdrutschsieg schlugen, betrug ihr Vorsprung allerdings sieben Punkte.
Was also würde eine ehrliche „Autopsie“ zutage fördern? Warum sind die Demokraten bei so vielen Amerikanern so unbeliebt? Und wie kann die Partei das eine erreichen, ohne das sie Trumps eskalierenden Angriffen auf die Grundregeln und Normen der amerikanischen Republik nicht wirksam entgegentreten kann – Wahlen gewinnen?
Soweit die Demokraten ihre Niederlage überhaupt reflektiert haben, machen sie ein ungünstiges Informationsumfeld verantwortlich – mitunter sogar die Behauptung, die Wähler hätten sich wegen „Fehlinformationen“ von Bidens Regierung abgewandt. Nach ihrer Lesart war seine Amtszeit in allen entscheidenden Punkten ein großer Erfolg; wenn die Bürger die Vorzüge von „Bidenomics“ oder seine außenpolitischen Erfolge nicht erkennen, liege das an der allgegenwärtigen Propaganda auf X, bei Fox News oder in der Joe-Rogan-Show.
Die Realität fällt weniger schmeichelhaft aus. Das inflationsbereinigte Einkommen durchschnittlicher Amerikaner sank während Bidens Amtszeit, wie Jason Furman, Harvard-Professor und einst Vorsitzender von Barack Obamas Rat der Wirtschaftsberater, betont. Die Armutsquote stieg. Auch die Krise an der Südgrenze war keineswegs ein Hirngespinst. Weil das Weiße Haus unter Biden eine Reihe von Dekreten erließ, die die Durchsetzung bestehender Regeln lockerten, nahm die Zahl der illegalen Grenzübertritte zwischen 2020 und 2023 sprunghaft und in bislang unbekanntem Ausmaß zu.
Geschadet hat den Demokraten zudem, dass sie jede Debatte über Bidens offenkundigen geistigen Verfall unterdrückten. Seine Unfähigkeit ließ die Regierung ohne wirksamen Sprecher zurück. Sie führte auch zu einer Vertrauenskrise in den Führungskreis selbst – eine Hypothek, die auf der Partei wohl so lange lasten wird, bis eine neue Generation von Politikern bereit ist, der Öffentlichkeit diesen kollektiven Fehlschlag in wirklich „persönlicher und offener“ Weise einzugestehen.
Auch Harris selbst war, wie ihr unglücklicher Auftritt bei Colbert einmal mehr zeigte, keine überzeugende Kandidatin. Hillary Clintons Wahlkampf 2016 hatte zwar darunter gelitten, sich in endlosen Politikdetails zu verlieren, ohne eine größere Vision für Amerika zu entwerfen – doch die Wähler wussten immerhin, welche Ziele Clinton gleich zu Beginn ihrer Amtszeit verfolgen würde. Harris’ Kampagne dagegen war ein einziges „Vibes“-Projekt. Sie versprach, Freude zu verbreiten; viele Wähler aber fragten sich, was sie mit der Macht, nach der sie strebte, tatsächlich anzufangen plante.
Der wichtigste Grund für die Schwierigkeiten der Demokraten ist noch grundlegender: Sie stehen im Widerspruch zu den Ansichten und Werten der meisten Amerikaner.
Mitunter drängt sich der Eindruck auf, amerikanische Wähler wüssten selbst nicht, was sie wollen. Sie ärgerten sich über Bidens laschen Umgang mit der Südgrenze, wandten sich aber ebenso rasch gegen Trumps brachiale Einwanderungspolitik. Sie misstrauen den Demokraten in Wirtschaftsfragen, weil sie fürchten, diese würden Steuern erhöhen, ohne für Wachstum zu sorgen – und lehnen doch auch Trumps „großartiges“ Haushaltsgesetz ab.
Doch unter der scheinbaren Widersprüchlichkeit liegt eine klare Linie. In Wirtschafts- wie Kulturfragen vertreten die meisten Amerikaner Ansichten, die zugleich moderat und vernünftig sind. Diese lassen sich nicht auf ein bloßes Mittelmaß zwischen den Positionen von Demokraten und Republikanern reduzieren, sondern sind Ausdruck einer grundsätzlichen Haltung der Mäßigung.
Wirtschaftlich sind die meisten Amerikaner zutiefst aufstiegsorientiert. Sie wollen, dass ihre politischen Oberhaupte sich auf Wachstum konzentrieren, und glauben an das Versprechen der Marktwirtschaft. Das macht sie skeptisch gegenüber der Neigung der Demokraten, hohe Steuern zu erheben und belastende Regulierungen einzuführen. Gleichzeitig empört es sie, wie leicht Milliardäre aus Hedgefonds und große Konzerne sich vor einem fairen Steueranteil drücken. Sie glauben an den Kapitalismus – und ärgern sich zugleich über die Privilegien eigennütziger Insider.
Kulturell verachten die meisten Amerikaner jede Form von Scheinheiligkeit, Diskriminierung oder Ausgrenzung. Sie sind empört über Rassismus, würdigen die Beiträge der Einwanderer zum Land und sind überzeugt, dass sexuelle Minderheiten ihr Leben nach eigenen Vorstellungen führen können sollten. Umso mehr beunruhigt es sie, wenn Trump Hispanoamerikaner ohne rechtsstaatliches Verfahren in ausländische Gefängnisse abschieben lässt oder patriotische Soldaten aus der Armee wirft, nur weil sie trans sind. Doch die meisten Amerikaner vermuten zugleich, dass Universitäten und andere bedeutende Institutionen weiße und asiatisch-amerikanische Bewerber im Namen der Diversität systematisch benachteiligen; dass ein Land seine Grenzen kontrollieren muss; und dass Sportler, die eine männliche Pubertät durchlaufen haben, im Frauensport einen unfairen Vorteil genießen.
All dies deutet für die Demokraten auf einen Weg, der zugleich prinzipientreu und pragmatisch wäre.
Nehmen wir die Wirtschaft. Wenn die Demokraten den Kapitalismus frontal attackieren, machen sie sich in weiten Teilen des Landes, in denen sie Trumpismus überwinden müssten, wahlpolitisch irrelevant. Doch sie können ihre Koalition sehr wohl erweitern, wenn sie Wertschätzung für die freie Marktwirtschaft mit scharfer Kritik an den Missständen des heutigen Kapitalismus verbinden. Sie sollten eine Vision vertreten, die ganz auf Wachstum setzt – und zugleich die korrupte Vetternwirtschaft des „crony capitalism“ entschieden verurteilen.
Ähnlich verhält es sich in kulturellen Fragen. Zur Zeit Richard Nixons mochte die „schweigende Mehrheit“ der Amerikaner noch sexistisch, rassistisch und homophob sein. Heute ist sie es nicht mehr. Es ist durchaus möglich, stabile Mehrheiten zu gewinnen, wenn man für ein tolerantes Amerika kämpft, das Rassismus bekämpft, ohne in identitätspolitische Nullsummenspiele abzugleiten; wenn man die Beiträge von Einwanderern würdigt, ohne auf die Durchsetzung der Südgrenze zu verzichten; und wenn man die Rechte sexueller Minderheiten wie der trans Soldaten verteidigt, die aus der Armee gedrängt werden – ohne jeden als Scheinheiligen abzustempeln, der Bedenken gegenüber der Fairness von Trans-Athleten im Frauensport äußert.
Warum also hat Harris all dies in ihrem Gespräch mit Colbert nicht gesagt? Und warum sind überhaupt so wenige Demokraten im ganzen Land bereit, gegenüber den Amerikanern reinen Wein einzuschenken?
Politikwissenschaftler haben seit langem Modelle entworfen, in denen Parteien sich rasch und effizient auf jene Positionen zubewegen, die ihnen am ehesten den Sieg bei nationalen Wahlen sichern. In der Praxis jedoch gibt es zahlreiche Hindernisse, die Parteien davon abhalten, auf die Präferenzen der Wähler zu reagieren.
Abgeordnete in sicheren Wahlkreisen kümmern sich eher um Vorwahlen als um den Aufbau landesweiter Mehrheiten. Aktivistengruppen, junge Mitarbeiter und große Geldgeber sind mitunter stärker an politischer Reinheit interessiert als am Wahlsieg. Gewählte Politiker wiederum, zunehmend gefangen in einem engen parteipolitischen Echoraum, verkennen die Ansichten jener Wähler, deren Unterstützung sie eigentlich gewinnen müssten. All dies trägt dazu bei, dass die Demokraten das verwaiste Zentrum der amerikanischen Politik bislang nicht besetzen konnten.
Seit der Wahl gibt es eine Debatte über den übergroßen Einfluss der „Groups“ – jenes weit verzweigten Netzwerks gemeinnütziger Organisationen, von Indivisible bis Poder Latinx, finanziert von Milliardären und progressiven Stiftungen, die auf die Demokratische Partei enormen Einfluss ausüben. Kritiker verweisen darauf, dass viele Abgeordnete durch die vermeintliche Notwendigkeit gelähmt sind, endlose Fragebögen dieser Organisationen auszufüllen – und sich so zu Dogmen verpflichten, die die meisten übrigen Wähler eher abschrecken. Doch das grundlegendere Problem liegt darin, dass das Personal der Partei zunehmend aus einem Milieu stammt, das mit diesen Dogmen ohnehin übereinstimmt.
Die Demokratische Partei sieht sich gern als Anwältin des kleinen Mannes. Doch einer aufschlussreichen Grafik zufolge war Harris’ Wählerkoalition so wohlhabend, dass sie am ehesten derjenigen glich, die 1996 für den republikanischen Kandidaten Bob Dole stimmte. Und trotz aller Bekenntnisse zur Vielfalt ist das Personal, das die Partei und ihre angeschlossenen Organisationen beschäftigt, noch homogener. Diese Mitarbeiter haben mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Eliteuniversität besucht, leben an den Küsten – und haben den Großteil ihres Lebens in der Politik verbracht.
Aus all diesen Gründen lag die Energie der Partei im vergangenen Jahrzehnt bei einer toxisch unpopulären Form der Identitätspolitik. Einige hochrangige Parteifiguren verteidigen diese Ideen bis heute – und je radikaler die Schritte der Trump-Regierung ausfallen, desto lauter werden sie behaupten, jede Kurskorrektur sei eine Kapitulation vor dem Weißen Haus. Sollten die Demokraten auf stur schalten, werden sie wohl weiter an Rückhalt in der amerikanischen Öffentlichkeit verlieren.
Selbst das stille Zurückrudern bei einigen der extremsten ideologischen Exzesse des vergangenen Jahrzehnts, wie es die Harris-Kampagne 2024 in gewisser Weise tat, dürfte nicht ausreichen. Um das Image der Partei zu reparieren, müssen sich die Demokraten von ihren unpopulärsten Positionen lösen – und dann eine neue Weltsicht so klar formulieren, dass die Wähler tatsächlich verstehen, wofür sie nun stehen. Einige Führungspersönlichkeiten haben den Mut aufgebracht, die Parteilinie in einzelnen Reizthemen zu kritisieren, darunter der Abgeordnete Seth Moulton aus Massachusetts und Senator Ruben Gallego aus Arizona. Doch auch sie haben bislang versäumt, diese Kritik in eine breitere Vision zu überführen – und das in einer prinzipientreuen und konsequenten Weise.
Die Ironie des gegenwärtigen politischen Moments liegt darin, dass auch die Republikaner nicht für die große Mehrheit der Amerikaner sprechen.
Trump hat ein bemerkenswertes Wahlmanöver geschafft. 2016 galt er noch als Anführer einer Koalition der Vergangenheit. Gegen alle Erwartungen gelang es ihm, genug ältere, ländliche weiße Wähler zu mobilisieren, um die angeblich unaufhaltsam wachsende Koalition der Demokraten zu schlagen. Doch dieser Sieg schien nur von kurzer Dauer, nicht zuletzt weil Trump die Mehrheit der Stimmen landesweit verfehlte. Da das amerikanische Elektorat immer vielfältiger wurde – mit Bevölkerungsgruppen, die traditionell eher für Demokraten stimmten, während jene, die zu den Republikanern tendierten, schrumpften –, rechneten viele damit, dass Trumpismus bald aus der amerikanischen Politik verschwinden würde.
Stattdessen diversifizierte Trump seine Wählerbasis Schritt für Schritt. Zwischen 2016 und 2024 verlor er deutlich an Stimmenanteilen unter weißen Wählern. Ausgeglichen hat er dies, indem er seinen Anteil bei Schwarzen, asiatischstämmigen Amerikanern und vor allem bei Hispanics ausbaute. Wie viele der jüngeren Führungskräfte der Republikaner offen betonen, dürfte die Zukunft der Partei darin liegen, sich zu einer Bewegung der multirassischen Arbeiterklasse zu entwickeln.
Doch so hat Trump bisher nicht regiert. Sein Haushalt enthielt zwar ein paar geschickte Zugeständnisse an aufstiegsorientierte Wähler, etwa die Steuerbefreiung von Trinkgeldern. Im Kern aber handelte es sich um eine Umverteilung von unten nach oben. Bislang wiegen die Interessen von Lobbygruppen und die ideologischen Vorlieben großer Geldgeber schwerer als das eigene Wahlergebnis.
Auch in kulturellen Fragen spricht diese Regierung nicht für die Mehrheit der Wähler. Eine klare Mehrheit der Amerikaner – darunter übrigens auch die meisten Hispanics – war unzufrieden mit Bidens laschem Umgang an der Südgrenze. Doch nur eine Minderheit unterstützt die gnadenlose Jagd auf illegale Einwanderer, auf die führende Regierungsvertreter öffentlich stolz verweisen.
In den vergangenen Wahlzyklen schien Amerika in zwei starre ideologische Blöcke gespalten: Blaues Amerika und Rotes Amerika. Doch die Realität ist weitaus nuancierter. In zentralen Politikfragen vertreten die meisten Amerikaner vernünftige Ansichten, die von keiner der beiden Parteien wirklich repräsentiert werden. Von einer Spaltung in zwei unversöhnliche Lager kann kaum die Rede sein – vielmehr verweigern sich immer mehr Amerikaner einer eindeutigen Zuordnung zu Demokraten oder Republikanern. Die Zahl der Unabhängigen steigt seit Jahren kontinuierlich.
Wie Yuval Levin und Ruy Teixeira argumentiert haben, eröffnet dies ein enormes politisches Potenzial: Es bietet beiden Parteien die Chance, eine weitaus breitere Wählerkoalition aufzubauen, die das nächste Vierteljahrhundert der amerikanischen Politik prägen könnte. Beide Seiten haben einen klaren Weg vor Augen, um ein solches politisches Schwergewicht zu formen – wenn sie die Sonderinteressen und ideologischen Fesseln überwinden, die sie bislang so unbeweglich gemacht haben. Wollen die Demokraten Wahlen gewinnen und die MAGA-Bewegung beenden, müssen sie die Ersten sein, die diesen Schritt gehen.
Das bedeutet: Die Demokraten brauchen eine Führungspersönlichkeit, die die Weltsicht der Mehrheit der Amerikaner teilt – jemanden, der für ein inklusives Amerika kämpft, ohne „woke“ zu klingen, und Sonderinteressen angreift, ohne wie ein Sozialist aufzutreten. Dieser Kandidat muss den Mut haben, sich mit den Interessengruppen anzulegen – von Aktivistenorganisationen bis hin zu progressiven Milliardären –, die derzeit übergroßen Einfluss in der Partei haben. Wer genügend gegen den Zorn der ideologischen Zuchtmeister innerhalb der Partei gefeit ist, wird reden wie ein normaler Mensch – und tatsächlich etwas sagen, das es wert ist, gehört zu werden, wenn er die Gelegenheit erhält, im Fernsehen zu Millionen von Menschen zu sprechen.
Trump tut alles, um die gewaltige Chance auf eine politische Neuordnung zu verspielen, die ihm und seiner Partei den Sieg im vergangenen Jahr beschert hat. Für die Demokraten ist es durchaus möglich, in diese Lücke zu stoßen – und sich damit aufzustellen, eine dauerhafte Mehrheit für eine inklusivere Vision Amerikas zu gewinnen. Falls sie scheitern, werden sie sich wohl nur selbst die Schuld geben können.
Dieser Text wurde mit Hilfe von KI übersetzt und von Niya Krasteva redigiert.